Wir trauern um Irene Kissner
Am 18. August verstarb Frau Irene Kissner, die über viele Jahrzehnte hinweg in der 5. Generation unsere Internatsschule mit ihrem Bruder Reinhard Lucius leitete. Mit einer berührenden, schönen Trauerfeier nahmen die Familien Kissner, Lucius und zahlreiche Freunde und Verwandte, die Gemeinde Echzell und eine große Schar an ehemaligen Schülerinnen und Schülern im blumengeschmückten Hof der Burg in Echzell Abschied von der von vielen verehrten Irene Kissner. Wie vermissen sie unendlich.
Stellvertretend für die vielen ehemaligen Schülerinnen und Schüler sprach der Präsident des Ehemligenvereins der Internatsschule Lucius, Claus Hartherz, an der Trauerfeier
„Sie hat einen Platz in meinem Herzen.“ (Frank Winkler, Abi 1975)
In den letzten Tagen haben mir viele Luciana ihre Trauerbekundungen und Anteilnahme gesandt, die ich heute stellvertretend als Luciana-Präsident übermitteln darf. Nur wie gehe ich damit um. Möchte ich doch jedem Gerecht werden und die große Anteilnahme zum Ausdruck bringen. So habe ich mich entschieden, einiges stellvertretend zu zitieren.
Die Wertschätzung, Zuneigung, Dankbarkeit und vor allem die tiefe Verbundenheit, die ich las, hat mich persönlich zutiefst berührt. So habe ich viel Schönes, Neues, ja Erheiterndes erfahren dürfen über unsere Frau Kissner.
Liebe Vera, als wir vergangenen Dienstag über den heutigen Tag sprachen, hast du mir von der engen Verbundenheit der Ehemaligen zu deiner Mutter erzählt, die sich über all die Jahre in persönlichen Anrufen zeigte und das ihr „ihr Institut“ bis zum Schluss so sehr am Herzen lag.
Lieber Herr Lucius, als wir abends kurz persönlich zusammen sprachen, haben sie etwas gesagt, das mich sehr gerührt hat. Sinngemäß: Es gabt den Kreis der Familie und der engen Freunde und dann gab es den erweiterten Familienkreis, und das wart ihr. Familie – das Gefühl was viele Luciana mit Irene Kissner verbindet.
„Meine Mutter vom Forsthaus“ (Stephan Gerlich, Abi 1978)
„Zu dieser riesigen Familie zähle ich mich auch. Als kleiner Kerl von 10 Jahren kam ich aufs Forsthaus. Mit sehr viel Heimweh wusste ich immer bei Frau Kissner Trost, Anerkennung und Ermutigung zu erfahren. Immer mit einer mütterlichen, zärtlichen Umarmung verbunden. Mütterliche Wärme haben wir im Jungens – Internat hauptsächlich durch deine Mutter erfahren.“
Irene Kissner hat unsere Jungend begleitet und sich einen Platz in unseren Herzen erobert, ganz nebenbei, unaufdringlich, führsorglich und immer respektvoll. Ihre liebevolle Art und ihr Humor bleibt unvergessen.
„Sie hat uns wirklich das Gefühl von zuhause geschenkt.“ (Angelika Watzel, Abi 1991)
Liebevoll „Kitty“ von ihren Zöglingen genannt und damals immer in der Hoffnung, dass sie nichts davon erfährt, prägte Irene Kissner ganze Schülergenerationen.
„Es genügte ein Blick von ihr und man, also wir, „standen innerlich stramm“ ohne persönlich verletzt zu sein. Ihr Mutterwitz, niemals verletzend, hat den heranwachsenden Jugendlichen erzieherisch mehr als gutgetan.“ (Jürgen Singe, Abi 1972)
Für uns war immer ein Platz frei in ihrem Herzen. Unsere Frau Kissner hatte wirklich ein großes Herz. Für viele war sie Mutterersatz – welch wundervolles Kompliment.
Wie wegweisend so manche Begegnung mit ihr für einige von uns Ehemaligen gewesen ist, möchte ich euch nun vorlesen. Ganz ohne Geschichten geht es eben nicht.
„Der rote Hummer“ (Udo Zimmermann, Abi 1974)
„Ich wollte Sie schon immer einmal dafür umarmen und Ihr sagen, dass u.a. ein Erlebnis mit Ihr mich in die Arme der Medizin gelockt hat.
Mein damaliger Freund und Mit-Präfekt Thomas bekam auf unserem Zimmer plötzlich einen sich immer schneller ausbreitenden Ausschlag mit heftigem Juckreiz. Er war schier verzweifelt, weil es immer schlimmer wurde. Die Lösung Nummer 1 war zunächst: erst mal zur Kitti! Dann evtl. ein Arzt.
Der Weg vom Neuen Haus Richtung Sekretariat, von wo aus Sie sicher nicht weit sein konnte, war ewig lang, auch weil ich ängstlich sah, wie Thomas sich heftig am ganzen Körper und nicht nur an seinen Armen zu schaffen machte.
Kitti war auch sofort da, erstaunt, ruhig und zu meinem großen Erstaunen von dem dramatischen Anblick des Hummerroten Thomas nicht verängstigt.
Sie ging zum großen Medikamentenschrank, nahm eine Ampulle Calzium frubiase heraus und leitete Thomas an, wie der Inhalt hier und gleich einzunehmen sei. Sie prognostizierte gleich danach, dass der ganze Spuk bald vorbei sei und hat uns bzw. mich mit dem Hummer zurück aufs Zimmer geschickt. Die Schamanin sollte Recht behalten! Kaum dort angekommen, war Thomas wieder der Alte.
Es sollte noch bis zu meinem Studium dauern, um ganz zu verstehen, dass und warum der extreme Schokoladenkonsum dafür verantwortlich war.“
„Liebe Vera, deine Mutter war eine einzigartige Frau, die viele junge Menschen berührt und geformt hat. Ich bin einer von diesen.“ (Alexander Naciemento, Abi 1986)
Ich kann meinem Schulfreund Alexander nur zustimmen, denn ich gehörte auch zu eben diesen jungen Menschen. Natürlich habe ich auch meine kleine Geschichte.
„Herrenmode“ (Claus Hartherz, Abi 1986)
Das Theaterspiel ist, wie wir alle wissen, eine feste Größe in ihrem Institut.
So ließ ich mich breitschlagen von ihr für das anstehende Burgfest die Theatergruppe zu unterstützen. Auf dem Programm standen Sketche von Loriot.
Was ich nicht wusste, dass alle Rollen mehr oder weniger bereits vergeben waren, nur eine nicht. Nämlich die der Ehefrau im Stück – Herrenmode. Übrigens die einzige Frauenrolle an diesem Abend. Was für eine Überraschung. Für meine Bühnenpremiere schon sehr anspruchsvoll dachte ich mir und versuchte einen Weg da rauszufinden. Aber, keine Chance. Persönlich abgeholt und zur Kostümierung geschoben, wurde ich kurzerhand in ein altes Tweet Kostüm und Seidenbluse gesteckt. Noch eine Perücke dazu, die es damals nun wirklich nicht gebraucht hätte im Gegensatz zu heute. Mit sicherem Gespür verwandelte Irene Kissner mich mittels einer leicht muffig riechenden Fuchsstola in die perfekte Ehefrau. Bei den Nylons und Pumps war sie, nach maximaler Empörung meinerseits, gnädig mit mir.
Sie hat mir geholfen bei meinem ersten Weg auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Sie hat mir ihr Vertrauen geschenkt und Zuversicht gegeben, dass am Ende alles gut werden wird. Heute stehe ich hier.
„Schön, dass wir alle Zeit mit ihr verbringen durften.“ (Frank Winker, Abi 1975)
Die Luciana und die Ehemaligen werden sich erinnern an die vielen Feste, bei denen wir unsere Frau Kissner erleben dürften. Stets begierig zu erfahren, wie es geht und was es Neues zu berichten gibt aus dem Universum ihrer großen Familie. Sie wird uns sehr fehlen am 9. September.
Persönlich werde ich mich an ihre wunderbaren Briefe erinnern, die sie über die letzten Jahre regelmäßig schickte – von Hand geschrieben. Sie hat mich ermutigt, angespornt und wertgeschätzt für die Arbeit, die wir als Luciana für „ihr Institut“ leisten.
Und so bin ich dankbar, dass ich sie noch im Juli, hier in der Burg, im Kreise ihrer großen Familie erleben durfte.
Liebe Familie Kissner, liebe Familie Lucius, liebe Trauergemeinde, schließen möchte ich mit Zeilen von Udo Zimmermann, Abitur 1974.
„Ich umarme Sie jetzt im Nachhinein mit Tränen der Dankbarkeit für die unaufdringliche Geborgenheit, für die Sie gesorgt hat!“
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