Unser Musical zieht Kreise: auch der Luciana e.V., unser Verein der ehemaligen Schülerinnen und Schüler, hat von unserem Musical gehört, und der Vorsitzende Claus Hartherz befragte Dale Wood zu der Entstehungsgeschichte und der Story.
Claus Hartherz
Vorsitzender Luciana e.V.
Deep Blue – Aus einer anderen Welt
Seit Jahren begeistert uns unsere Internatsschule mit einmaligen Theater-und Musicalaufführungen. Wer erinnert sich nicht an die Musicals „Lion King“, „Little Shop of Horrors“, „Urban Jungle Book“ oder die letzte Produktion „ICU“? Das hinreißende Musical über eine Zauberschule hat uns musikalisch und künstlerisch verzaubert. Hinter allen diesen musikalischen Produktionen verbirgt sich der kreative und umtriebige Geist von Dale Wood. In diesem Schuljahr gibt es wieder etwas Neues, etwas wirklich Besonderes: das englischsprachige Musical“ Deep Blue“
Dale, was hat es mit dem neuen Musical „Deep Blue“ auf sich?
„Deep Blue“ ist eine besondere Geschichte, die mich schon beim Schreiben des Stückes sehr berührt hat und nun auch in der Umsetzung viele spannende und außergewöhnliche Momente mit sich bringt. Natürlich will ich nicht zu viel verraten, aber der Plot dreht sich um eines der aktuellsten Probleme unserer Zeit – den gigantischen Plastikmüll-Berg in unseren Meeren. „Deep Blue“ ist eine Stadt auf dem Meeresboden, deren Bewohner Plastik für ein Geschenk der Götter halten. Dieser „Schatz“ ist ihnen so wichtig und wertvoll, dass fast jedes Mittel recht ist, es zu verteidigen. Erst durch das vorwitzige und mutige Verhalten zweier kleiner Fische kommt die Wahrheit ans Licht: das Plastik löst nicht nur Krankheiten aus, sondern zerstört auch mit der Zeit den Lebensraum von „Deep Blue“.
Was ist anders als in den vorherigen Produktionen?
Alles, aus meiner Sicht wirklich alles. Bisher habe ich die Musicals gecovert, so wie z.B. „Lion King“ und „Little Shop of Horrors“. Die Idee zu „Urban Jungle Book” basierte auf dem Dschungelbuch, jedoch bereits da schon mit eigenen Dialogen und eigenem Skript. Bei „ICU“ hatte ich natürlich auch die Bücher rund um „Harry Potter“ als Ideengrundlage im Kopf. Neben dem selbst geschriebenen Text haben wir bei „ICU“ auch das Musical mit unserer Schul-Band begleitet, so dass die Musik live gespielt werden konnte. Bei „Deep Blue“ gehen wir nun noch einen ganzen großen Schritt weiter. Das Drehbuch und sämtliche Liedtexte sind eigene Kompositionen. Die Musik ist auch selbst komponiert und die Musikarrangements sind in Teamwork entstanden, auch mit ehemaligen Schülern- das ist wirklich großartig! Das ganze Bühnenbild, die Kostüme, bis hin zum Entwurf des Make-ups – alles kommt von uns, sind unsere Ideen. Ein gigantisches, großes Projekt!
Wie entsteht so eine komplexe Geschichte?
Die ersten Ideen zu dieser Geschichte hatte ich bereits im letzten Herbst. Eines Nachts fing ich an, über das Thema nachzudenken. Dann, bei unzähligen Frühlings-Spaziergängen mit vielen Gesprächen dabei, entwickelte sich aus der ersten Idee nach und nach eine ganze Geschichte, bis das erste Gerüst stand. Die Herausforderung besteht für mich vor allem darin, ein bisher vorwiegend wissenschaftlich betrachtetes Thema auf der Bühne umzusetzen. Ich wollte Unterhaltung schaffen mit einem kritischen Fingerzeig, das trifft es wohl am besten. Im nächsten Schritt brauchte ich dann viel Geduld um die richtigen Mitstreiter zu gewinnen, so wie ich sie zum Beispiel in Nina Dressen, Erzieherin und verantwortlich für die Choreographie, und Lutz Pauli, ebenfalls Erzieher und Bandleader, gefunden habe, um nur zwei zu nennen.
Was wünschst Du Dir für die Zuschauer?
Das Ziel ist Unterhaltung durch Emotionen, mit „kritischem“, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. Das Musical ist eher ein Apell, der durch die Emotionen ausgelöst wird. Ich wünsche mir, dass die Zuschauer hinter den natürlich auch fröhlichen und spritzigen Dialogen und Liedern die Botschaft erkennen und vielleicht auch über eine Veränderung des eigenen Verhaltens in Bezug auf unseren Umgang mit Plastik nachdenken. Das wäre fantastisch! Und wir werden ja auch im Stück sehen, ob die Bewohner von „Deep Blue“ das hinbekommen…?
Erst die Musik oder der Text?
Begonnen hat es tatsächlich mit der Titelmusik „Deep Blue“. Aus dem Wunsch, dass sich der Zuschauer an etwas Besonderes erinnert, ist eine Reise durch die Welt der Musik entstanden. Die unterschiedlichen Stilrichtungen inspirierten mich wiederum für Texte und Skripte. In Simon Nicholls und Kevin Kleinmann, beides Luciana, habe ich unglaublich kreative und tolle Musiker zur Seite gehabt. Irgendwie ist es einfach ein Selbstläufer geworden. Die Musik ist fertig (lacht).
Wie und wann hast Du die Schüler eingebunden?
Im Sommer habe ich im Englischunterricht einmal in der Woche die Dialoge mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 9 geschrieben. Das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass sie selbst mit entwickeln können, war für sie eine enorme Motivation. Als ich ihnen die ersten Musiktitel vorstellte, waren die Schülerinnen und Schüler sofort begeistert. Schon zur ersten Probe waren alle sehr aufgeregt. Unglaublich, und das war wiederum auch für mich und mein Musical eine enorme Bestätigung.
Wie hast Du Deine Akteure gefunden?
Wir sind dabei ganz professionell vorgegangen: mit einem Casting! Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit Terminen in die ausgehängten Listen eingetragen und mussten wie im „richtigen Künstlerleben“ vor einer Jury vorsingen oder einen Text aufsagen. Das Casting war toll. Wir haben wirklich sehr gute Künstler an unserer Schule. Manche wollen einfach nur entdeckt werden und haben fabelhaft vorgesungen oder gesprochen, andere helfen lieber hinter der Bühne. Das Ensemble besteht nun aus 45 Akteuren und der Band. Geprobt wird seit Schuljahresbeginn.
Ich nehme an, dass Du auch für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich bist?
Selbstverständlich, Du hast ja die ersten Kostüme schon gesehen. Es ist unglaublich viel Arbeit, das passende Kostüm für jeden Charakter und alle Schauspieler zu entwerfen. Aber ohne Hilfe geht das natürlich nicht. Es packen alle mit an.
Hast Du noch einen Wunsch?
Auf jeden Fall. Wir nehmen keinen Eintritt. Es wird eine Spendenbox geben. Ich wünsche mir, dass wir am Ende möglichst viel Geld zusammen bekommen, um eine Umweltorganisation bei ihrer Arbeit zur Reinigung der Meere und Ozeane zu unterstützen. Im Moment sind wir unter anderem mit WWF Deutschland im Gespräch und hoffen, dass sie die Schirmherrschaft für unser Musical übernehmen. We will see…
Steht der Premiere-Termin schon fest?
Na klar! Wir werden dieses Mal sogar vier Vorstellungen geben. Spielort wird wieder das Bürgerhaus in Bingenheim sein.
Die Termine:
30. Januar 2019 – Generalprobe
31. Januar 2019 – Premiere
1. Februar 2019 – Öffentliche Aufführung
2. Februar 2019 – Last Show
Vielen Dank Dale für die besonderen Einblicke in Deine Arbeit. Ich werde definitiv kommen. Termine sind bereits notiert.
Das Interview führte Claus Hartherz
Vorsitzender Luciana e.V.