„Ich kann nicht sagen, wann es begonnen hat, die Begeisterung war irgendwie schon immer da.“
Fragt man Walter Gröning, Physik- Mathe- und Ethiklehrer am Institut Lucius und mittlerweile dienstältester Kollege des Pädagogiums, nach dem Beginn seiner Liebe zur Astronomie, kann der 59-Jährige von keinem speziellen „Erweckungserlebnis“ berichten. „Seit ich denken kann, hat mich der Blick in den Himmel fasziniert und zum Nachdenken angeregt. Schon als Jugendlicher war dann für mich klar, dass ich Astrophysiker werden möchte.“
Und diesen Plan setzte der 1964 in Bad Nauheim geborene Gröning konsequent um. Der ebenso ambitionierte wie unerschütterliche Berufswunsch half dem zuvor nach eigenen Angaben auch manchmal schwierigen Schüler („Rabauke“) auf den schulischen Pfad der Tugend zurückzufinden.
Nach dem Abitur an der Friedberger Augustinerschule (1982) stand aber zunächst der Wehrdienst auf dem Programm. Die pragmatische Entscheidung, statt zwei Jahren Zivildienst, 15 Monate Bundeswehr „abzureißen“, führte den Bad Nauheimer zur Grundausbildung ins nordhessischen Schwalmstadt, wo er zum Artilleristen ausgebildet wurde. „Wir haben mit Zündern für nukleare Sprengköpfe gearbeitet, die die Amerikaner dann im Kriegsfall von der Rhön in Richtung DDR geschossen hätten.“
Zum Studium der Physik verschlug es den Liebhaber guter Rotweine dann nach Frankfurt und Heidelberg. Neben seinem Hauptstudium belegte der passionierte Hobbysportler Philosophie im Nebenfach: „In der Astronomie ging es mir nicht immer um die reine Wissenschaft, auch um erkenntnistheoretische Aspekte, um eine Verortung des Menschen in den Weiten des Universums. Die großen Fragen der Menschheit haben mich zur Philosophie geführt.“
Nach dem Promotionsstudium und Tätigkeiten als Wissenschaftliche Hilfskraft an der Uni wagte der junge Absolvent dann den Sprung in die (doppelte) Selbständigkeit. Anfang der 1990er Jahre, als das World Wide Web noch in den Kinderschuhen steckte und heimische PCs eher Ausnahme denn Regel waren, gründete Gröning zunächst den PCS-Computer-Service und bot IT- und Software-Lösungen für mittelständische Unternehmen an, um kurze Zeit später auch noch Geschäftsführer einer Bar in seiner Heimatstadt Bad Nauheim zu werden.
Seine Berufung fand der leidenschaftliche Sternengucker dann im Jahr 2000, als eine Stelle als Physik- und Mathelehrer in einer kleinen, aber mindestens ebenso feinen hessischen Privatschule ausgeschrieben wurde. „Ich habe vorher viel Nachhilfe gegeben und als Übungsleiter in der Leichtathletik gearbeitet, da habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit jungen Menschen und das Vermitteln von Inhalten Freude bereitet.“
„Wenn ich auf meine Zeit hier zurückblicke, hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Die Kollegen, die Schüler, die Menschen insgesamt haben sich verändert, aber ich
finde, zum Positiven.“
Gröning, der an seinem Arbeitsumfeld vor allem die Lage in der Natur, das tolle Kollegium und die Möglichkeit, weitgehend eigenverantwortlich arbeiten zu können, schätzt, hat in seiner Zeit am Lucius viele Menschen kommen und gehen gesehen: „Wenn ich auf meine Zeit hier zurückblicke, hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Die Kollegen, die Schüler, die Menschen insgesamt haben sich verändert, aber ich finde zum Positiven.“
Mit der Eröffnung der schuleigenen Sternwarte im Jahr 2023 hat der global bestens vernetzte Wetterauer Astronom, der seine Sommerferien häufig zum Aufbau neuer Sternwarten in Namibia verbringt, schon jetzt etwas an der Schule hinterlassen, das seine Tätigkeit hier überdauern wird. Durch großen persönlichen Einsatz Grönings konnte das Projekt nach vielen Jahren der Planung realisiert werden. Die Sternwarte bietet nun den kommenden Generationen der Lucius-Schüler die Möglichkeit, erste Erfahrungen mit der Astronomie zu sammeln und Walter Gröning wird in den kommenden Jahren sicherlich den einen oder anderen jungen Menschen mit seiner Liebe zu den Sternen infizieren können.
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