Liebe Schülerinnen und liebe Schüler,
herzlich willkommen, auch im Namen von Frau Kissner und Frau Schüssler und im Namen eurer Lehrerinnen und Lehrer.
Sicherlich haben viele von euch meinen Eingangsbrief schon gelesen und ihr seid genauso gespannt auf das neue Schuljahr wie wir, das wie ein unbeschriebenes Blatt vor euch liegt und euch allen die Chancen eines Neuanfangs ermöglicht.
Neuanfang, ja, dafür steht dieses Schuljahr tatsächlich für uns alle und deswegen haben sich Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher auch bereits schon die ganze letzte Woche getroffen und diesen Neuanfang vorbereitet.
Natürlich werden wir den Focus einerseits auf euer schulisches Fortkommen richten, denn ihr alle strebt eure Versetzung in die nächsthöhere Klasse am Schuljahresende, einen mittleren Abschluss, ein Fachabitur oder ein Abitur an, ohne das werdet Ihr eure spätere berufliche Laufbahn nicht antreten können.
Damit euch das gelingt, braucht ihr vier Dinge: Lern- und Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, achtsames Verhalten euch selbst und anderen gegenüber, und die Bereitschaft untereinander und mit den Erwachsenen zu kooperieren, das heißt, die Bereitschaft guten Rat anzunehmen, euch untereinander zu unterstützen und nicht stehen zu bleiben.
Wenn euch dies gelingt, werdet ihr auch automatisch selbständiger und selbstbestimmter werden, ihr werdet von uns Erwachsenen ernst genommen, weil ihr Verantwortung für euer Handeln übernehmt. Das ist ein tolles Gefühl.
Eure Eltern ermöglichen euch einen Schul- und Internatsbesuch, der euch optimale Bedingungen bietet: Kleine Klassen, motivierte und verständnisvolle Lehrer, die ein echtes Interesse an euch haben, die euch kennen, mit euren Stärken und Schwächen. Und: ein gut strukturiertes Umfeld, mit vielen außerschulischen Angeboten. All das dürft ihr nur nutzen!
Und das schöne ist: unter diesen Bedingungen könnt ihr nun eure schulische Entwicklung selbst in die Hand nehmen und zum Positiven verändern. Das ist eure wichtigste Aufgabe: ihr bestimmt darüber, wie dieses Schuljahr für euch verläuft.
Denn nur, wenn ihr Selbstwirksamkeit erfahrt, also, die Erfahrung macht, dass ihr selbst etwas bewirken könnt, werdet ihr zufriedene, selbstbewusste Schülerinnen und Schüler werden, die neidlos füreinander einstehen.
Wir stehen für eine Gemeinschaft, die sich hält, achtet und unterstützt. Und warum ist diese Gemeinschaft so wertvoll? Weil sie durch uns alle aus ganz vielen unterschiedlichen Menschen mit ganz vielen unterschiedlichen Begabungen, Charakteren und Kompetenzen besteht. Diese Diversität, oder auf Deutsch Vielfalt, ist großartig, denn wenn Sachen vielleicht nicht immer rund laufen oder wir vor Situationen gestellt werden, die wir so noch nicht kennen, können wir aus der Vielfalt der Menschen um uns herum profitieren, denn jeder kann mit dem, was er mitbringt, zur Lösung beitragen. Das ist wunderbar!
Die Kraft der Gemeinschaft ist oder war auch hilfreich, als ihr den Sprung ins‘ Internat gewagt habt oder jetzt wagt. Das ist euer erster Schritt, wo ihr euch etwas zumutet. Raus aus der vertrauten Komfortzone, wo ich alle und alles kenne, wo ich mich selbst nicht bewegen muss.
Aber dieses Gefühl der absoluten Sicherheit, des scheinbar optimalen Komforts täuscht. Sie machen uns träge, und unachtsam, wir verlieren den Blick für uns selbst und was wir können. Und den Blick auf die anderen. Wir verlieren das Gefühl dafür, was eine starke Gemeinschaft ausmacht, die sich gegenseitig unterstützt:
Und das ist ein ganz einfaches: Die Erfahrung gebraucht zu werden, die Erkenntnis, dass ich selbst jederzeit immer einen Beitrag dazu leisten kann, dass mein Leben und das Leben der anderen gut funktioniert. Man nennt das auch Solidarität. Wenn ich die Erfahrung mache, dass andere mir in scheinbar unlösbaren Situationen beistehen, und ich das an anderer Stelle zurückgeben darf, dann bin ich stark in einer mich stärkenden Gemeinschaft.
Zukünftig werden wir keine Einzelkämpfer mehr brauchen, die im stillen Kämmerlein das Problem für sich lösen, ohne die anderen mit einzubeziehen, nein, von euch wird Teamgeist erwartet, die Fähigkeit, dass ihr gemeinsam mit anderen zur Lösung von Problemen beitragt. Nicht zuletzt, auch, was die Rettung unseres Klimas angeht. Da merken wir ja schon in den Diskussionen – es funktioniert nur, wenn alle einen Beitrag leisten, an einem Strang ziehen.
Und weil wir alle zutiefst davon überzeugt sind, dass eine große, starke, sich unterstützende Gemeinschaft der Schlüssel zu einem gelungenen, zufriedenen Leben ist, werden wir gleich in der ersten Woche daran ansetzen.
Sie wird ein wenig anders verlaufen, als ihr es vielleicht von euren alten Schulen oder vom letzten Schuljahresbeginn hier an der Schule gewohnt seid.
Ja, nicht nur ihr, auch eure Lehrer und Erzieher werden die Komfortzone verlassen und neue Wege mit euch gehen. Das gilt jeweils für die ersten zwei Stunden am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag dieser Woche und das Programm am Freitag. In diesen Stunden werdet ihr euch gemeinsam ein wenig anders den Kompetenzen Lern- und Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Achtsamkeit und Kooperationsfähigkeit widmen. In diesen Stunden werdet ihr jeweils von einem Lehrerteam betreut.
Für diese Neuerungen brauchen wir euch im Boot, eure Kooperation, eure Bereitschaft, euch auf Neues einzulassen und eure Vielfalt in unterschiedlichen Begabungen. Denn nicht nur für euch werden es neue Erfahrungen sein, sondern auch für eure Lehrinnen und Lehrer. Es wird vielleicht manchmal ungewohnt und ein bisschen chaotisch werden, aber das macht nichts, denn wir lernen am besten aus dem, was erst mal nicht so gut klappt. Und ihr werdet sehen, eure unterschiedlichen Ideen werden helfen – hier sind alle gefragt und das stärkt die Gemeinschaft, den Umgang miteinander, alle verlassen die Komfortzone! Wer nichts Neues wagt, der kann nicht gewinnen!
Einen guten Start, eure Laura Lucius