Am Donnerstag, den 11.4. versammelten wir Schülerinnen und Schüler der Q4 uns zum ersten und hoffentlich nicht letzten Privilege Walk am Internat Institut Lucius. Der Privilege Walk ist eine Gruppenübung, welche an vielen High Schools in den USA bereits seit einiger Zeit etabliert ist. Es geht dabei darum, dass die Teilnehmer eine visuelle und körperliche Erfahrung mit den Auswirkungen von sozialen Privilegien, wie zum Beispiel sozialer Status, und daraus resultierenden Vorteilen in unserer Gesellschaft machen können. Während der Übung stellte Herr Müller den Teilnehmern Fragen, wie zum Beispiel: „Wenn du dich in der Welt frei bewegen kannst, ohne Angst vor sexueller Gewalt haben zu müssen, gehe einen Schritt nach vorne“ oder „Wenn jemand in deinem Haushalt an einer psychischen Krankheit leidet, gehe einen Schritt zurück“. Jeder antwortet im Stillen für sich und ging je nach Antwort einen Schritt nach vorne oder nach hinten. Die entstandenen Distanzen zwischen den Teilnehmern repräsentierten die ungleiche Verteilung der sozialen Privilegien.
Die im Vorfeld geäußerten Befürchtungen, ob diese Übung überhaupt sinnvoll und durchführbar sei mit einer vermeintlich so homogenen, scheinbar so offensichtlich privilegierten Schülerschaft wie am Lucius Internat waren unbegründet, wie es sich am Ende der Übung herausstellte. Das Endergebnis zeigte eine große Bandbreite an Positionen mit überraschend großen Unterschieden auch zwischen Freunden, die jeden Tag gemeinsam verbringen.
Obwohl der Privilege Walk meine Idee war, war auch ich nicht darauf vorbereitet, mit welchen schwierigen Gefühlen wir Teilnehmer auf Grund der äußerst persönlichen Fragen konfrontiert werden würden. Ich glaube jedoch, dass der Privilege Walk ein Erfolg war, auf Grund der ehrlichen und empfindsamen Nachbesprechung, bei der wir als Gruppe anfangen konnten, die Erfahrungen zu verarbeiten.
Es ist meine Hoffnung, dass das Internat Lucius den Privilege Walk weiterführen und perfektionieren wird, so dass Schüler auch in Zukunft an dieser besonderen Erfahrung teilhaben können.
Clara Kreysing