Konflikt Kultur – eine Fortbildung
Mitte Oktober fand für eine große Anzahl des Lehrer- und Erzieher-Kollegiums eine dreitägige Fortbildung mit dem Titel „Konflikt-Kultur“ statt. Bereits im Mai hatte diese Fortbildung für den anderen Teil unseres Kollegiums stattgefunden. Diese Aufteilung musste sein, denn nur so konnten wir eine so lange Fortbildung für alle organisieren. An dieser Stelle vielen Dank an alle KollegInnen, die im Mai und auch jetzt im Oktober sich gegenseitig unterstützt haben, die Arbeit der anderen übernahmen, damit der Schul- und Internatsbetrieb weiterlaufen konnte!
Diese Erweiterungsfortbildung diente dazu, unsere Fähigkeiten und Kenntnisse in unserem beruflichen Umfeld zu erweitern, um dann im nächsten Schritt intern zu diskutieren, welche dieser Kenntnisse wir uns zu eigen machen können.
Unsere Internatsschule ist stolz, dass es uns nun gelungen ist, alle! unsere Lehrerinnen und Lehrer und das gesamte Erzieherteam an dieser hochwertigen Fortbildung teilnehmen zu lassen. Immer wieder unser Tun zu reflektieren, neue Ideen zu erhalten, Anregungen in pädagogische Konzepte zu bringen, dabei individuell zu unterrichten, den Gemeinschaftssinn zu stärken, Neues zu etablieren, aber auch Bewährtes stehen lassen können – nach diesen Grundsätzen führen wir unsere Internatsschule und so möchten wir an unseren Konzepten arbeiten und sie ergänzen.
In diesem Sinne war auch unsere Fortbildung gedacht, die unsere Konflikte mit den uns anvertrauten Jugendlichen im Blick hatte. Jeder kennt die Konflikte im Klassenzimmer, im Internat und auch zu Hause: Unpünktlichkeit, störendes Benehmen, Mobbing, fehlende Motivation, Unlust, um nur einige negative Verhalten zu nennen, die uns alle stören und viel von unserer Energie nehmen. Wie kann man allen Jugendlichen in der Klasse, in der Wohngruppe die richtige und wichtige Aufmerksamkeit zukommen lassen? Wie gelingt es, negatives Verhalten nachhaltig und zufriedenstellend zu unterbinden, und vielmehr denjenigen Raum zu schaffen, die lernen wollen und von den Erwachsenen erwarten, dass sie für Ruhe sorgen?
Unsere Fortbildung wurde von dem Diplom-Psychologen Thomas Grüner geleitet, der zudem einen Namen als HAKOMI-Therapeut und Supervisor hat.
Thomas Grüner ist Ausbilder für Mediation und Tat-Ausgleich und arbeitet seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich im Kinder- und Jugendschutz. Er ist Leiter und Mitbegründer des Präventionsprogramms Konflikt-KULTUR und seit 1997 in der schulischen und außerschulischen Bildungs- und Erziehungsarbeit in Deutschland, Österreich und in der Schweiz tätig und als erfahrener Fortbilder nachgefragt. Somit schaut er auf eine über 30 jährige, erfolgreiche Berufserfahrung zurück.
Grüner auf seiner Website (www.konflikt-kultur-freiburg.de/kontakt)
„Seit 1997 bieten wir Kommunikationstrainings und Fortbildungen zum konstruktiven Umgang mit Konflikten an und unterstützen Einzelne, Gruppen und Organisationen bei der Lösung von Konflikten. Groß geschrieben wird eine KULTUR, in der Konflikte nicht vermieden oder gewaltsam ausgetragen, sondern als wertvolle Gelegenheit zur Entwicklung verstanden werden.
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf dem Kontext Schule. Die täglichen Konflikte an Schulen sind das „Unterrichtsmaterial“, mit dessen Hilfe die Schüler soziale und interkulturelle Kompetenzen erwerben und ihre emotionale Intelligenz entwickeln können. Fest im Schulalltag verankert sind die unterschiedlichen Methoden der Konfliktbearbeitung nicht nur Bausteine der Demokratiepädagogik, der Gewaltprävention, der Wertevermittlung und des sozialen Lernens, sondern auch Teil der Schulentwicklung.“
Während des 3-tägigen Moduls informierte Grüner über die Möglichkeiten, die sich für Lehrerinnen und ErzieherInnen ergeben, wenn sie mit SchülerInnen leben und lernen und dabei folgende, grundlegende Ziele vermitteln wollen:
- IN RUHE ARBEITEN
- IN FRIEDEN LEBEN
- IM BERUF, SCHULE, LEBEN ERFOLG HABEN
Gruner erklärte, wie wir Jugendliche stark machen können, um ihren Gehirnmuskel, den präfrontalen Cortex zu trainieren. Dies gelingt, in dem wir ihnen beibringen, dass:
Bedürfnisaufschub (delay of gratification)
- Warten – verzichten – Geduld üben
Und Frustrationstoleranz
- Aushalten – durchhalten
letztendlich zur Selbstbeherrschung führen.
Signifikante Forschungsergebnisse zum Thema „delay of gratification“ zeigen, dass der Schulerfolg weniger vom Intelligenzquotienten abhängt, sondern vielmehr von der Fähigkeit zur Impulskontrolle. Auch zählt die Fähigkeit zur Selbstregulation zu den wichtigsten Schutzfaktoren, die die Resilienzforschung kennt.
Während der Fortbildung wurde anhand vieler Beispiele anschaulich aufgezeigt, wie Kindern und Jugendlichen Werte und Arbeitshaltungen vermittelt werden können sowie eine konstruktive Arbeitsatmosphäre gelingt, die als eine Grundbedingung für effektives Lernen zu sehen ist.
Die erworbenen Fähigkeiten in Bezug auf Bedürfnisaufschub und Frustrationstoleranz stärken die Resilienz der Kinder und Jugendlichen und wirken präventiv gegen Gewalt, Sucht und andere Auffälligkeiten.
Eine wichtige These Grüners ist es, dass der Erwachsene in der Erziehung vor allem auch auf sich zeigen muss- wie verhalte ich mich? Führe ich klar und wertschätzend? Zeige ich dem Kind auf, wo es lang geht und sorge ich dafür, dass die Werte der Demokratie, die Einhaltung der Menschenrechte gewahrt werden?
Die Inhalte der Fortbildung gehören nun im Erzieher –und Lehrerkollegium diskutiert, um zu sehen, welche der Anregungen und welche der psychologischen, neurobiologischen und pädagogischen Erkenntnisse wir in unserem Internats- und Schulalltag nutzen können und wollen. Können wir eine Kultur aufbauen, in denen wir gut mit den Konflikten umgehen? Wir alle sind sehr gespannt, welche Konzepte wir auf dieser Grundlage weiter erarbeiten können. Für heute können wir zunächst Thomas Grüner danken, dass er uns sehr offen diesen interessanten Einblick, oft verbunden mit persönlichen Erlebnissen, die er uns anvertraute, gab.
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