Zum Abschied von Michael Brückmann
Über 14 Jahre lang hat er unsere Internatsschule, unsere Schülerinnen und Schüler, unser Pädagogium, unsere Familie begleitet – als Schulpfarrer, als Religionslehrer, als Schulseelsorger, als Kollege und als Mensch. Michael Brückmann schwingt sich auf zu neuen Ufern und verlässt uns, um, so sagt er es, sich auf ein neues Abenteurer zu begeben.
In unzähligen Gottesdiensten und bei zahlreichen Veranstaltungen war Michael Brückmann derjenige, der es wie kein anderer verstand, das Wort Gottes, Geschichten aus der Bibel, den Glauben, uns und unseren Schülerinnen und Schülern näher und nahe zu bringen. Mit einer unglaublichen Toleranz, seiner ruhigen Gelassenheit, seiner warmen und festen Stimme, trug er uns durch die Gottesdienste, die Jahre und die Zeiten. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern bereitete er diese Glanzstunden unserer Feiern vor, religiöse Feste und besondere Gelegenheiten, dank ihm von vielen Seiten betrachtet.
So war es auch nun, an seinem letzten Gottesdienst bei uns, unter freiem Himmel, auf unserer Bühne mit Blick auf das alte Forsthaus. Da stand er und lauschte den jungen Menschen, die gemeinsam mit ihm das Phänomen der Zeit betrachteten. Vom Dialog mit Paula – Endlich ist mein Lieblingswort – endlich ist eigentlich ein trauriges Wort, denn alles ist endlich, so auch unser Leben – ging es zu den Wortspielen mit dem Begriff der Zeit. Zeit kann man haben, meistens haben wir keine Zeit, Zeit vergeht im Flug, Zeit ist Geld. Nun schloss sich eine philosophische Betrachtung an, vorgetragen von den Älteren. Vergangeheit ist hinten und Zukunft ist vorne. Vergangenheit ist, wenn Zeit endlich vergangen ist. Und Zukunft ist, wenn die Zeit endlich kommt…Brückmann selbst griff zu den griechischen Sagen, um der Zeit näher zu kommen und er sprach vom Gott Chronos, der seine Kinder fraß, so wie wir oft merken, dass die Zeit uns auffrisst, Zeit gnadenlos vergeht, im Flug vorbei sein kann oder sich endlos zieht. Die Zeit, nun betrachtet aus der ganz persönlichen Sicht von Letizia und Anja, die merken, wie die Zeit verändert, rast oder einfach nur vergeht. Auch Philine, Moritz, Stella und Florian betrachten die Zeit aus ihrer persönlichen Sicht – wie hat die Zeit sie im Internat verändert? Was hat die Zeit mit ihnen und aus ihnen gemacht? Kairos, der Gott der Zeit bei den Griechen, erinnert uns daran, dass wir unsere Zeit nutzen sollen, sinnvoll nutzen, denn der Kopf von Kairos war halb Glatze und halb dicker Puschel. Erwischt man den Puschel, dann hat man die Gelegenheit beim Schopf erwischt, erwischt man die Glatze, so greift man ins Leere… Auch die vier Horen aus der griechischen Sage stehen für schöne Stunden, Stunden an die man sich gerne erinnert, die unser Leben prägen und es wertvoll und besonders machen.
Zeit, so Brückmann, ist ein großartiges Geschenk, das uns aber auch Angst machen kann. In der Bibel kann man Trost finden, denn hier steht geschrieben: „Die Zeit steht in Gottes Händen, das was war, was kommt und was ist. Aus Gottes Perspektive steht unser Leben still, vergeht nicht, nichts zerfließt. Vergangenheit und Gegenwart, Zukunft, alles ist in Gottes Hand geborgen,“ so schließt Michael Brückmann den Bogen von den griechischen Sagen über die persönlichen Betrachtungen der Schülerinnen und Schülern hin zum neuen Testament. Dieser Gottesdienst ist eingerahmt von Liedern, und bei diesen tritt Michael Brückmann von der Bühne zurück, steht an der Seite und schaut zu, gelassen und ruhig lässt er die Dinge sich entwickeln und geschehen. Man hat das Gefühl, als schaue er seinen Kindern zu und er sieht, sie sind groß geworden, sie kommen zurecht in dieser Zeit nun ohne ihn.
Die Zeit mit dir, lieber Michael Brückmann, war eine besondere Zeit mit vielen sehr, sehr schönen bewegenden Momenten, die wir wie Horen in unseren Herzen tragen. Die Zeit mit dir ist nun vergangen, aber sie war lange Zeit unsere Gegenwart und deine philosophischen Gedanke reichen uns in die Zukunft. „Und was in seinen Händen steht, das ist geborgen, das vergeht nicht, das ist gesegnet“ so schließt du deinen letzten Gottesdienst bei uns und greifst die Gelegenheit beim Schopfe und machst dich auf zu neuen Abenteuern. Unsere besten Wünsche und Gedanken begleiten dich. Wir danken dir für geborgene Zeiten, für vergangene Momente, die uns bereichert haben und rufen dir zu – viel Glück, auf gute neue Zeiten und… auf zu neuen Ufern!
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