Nachruf – in ehrendem Gedenken an Annja Bartels
Von Laura Lucius
Es ist mir ein Bedürfnis, ein paar Worte über unsere Lehrerin zu sagen, die uns allen so lebhaft im Gedächtnis ist und deren Tod für uns alle viel zu früh in unser Leben getreten ist.
Als sich Frau Bartels damals bei uns an der Schule bewarb, wurde bereits in unserem ersten Gespräch klar, wie ernst und mit welchem Herzblut sie wieder in das Berufsleben zurückkehren wollte.
Für sie war bei der Einstellung klar: ich will zurück in meinen Beruf, aber: meine Familie muss unbedingt Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben sein, ihre Kinder waren noch so klein und die beständige Betreuung und Fürsorge sollten in keinem Fall darunter leiden. Für sie war klar: meine Kinder brauchen mich und ich brauche sie.
Der Schritt in das Berufsleben und vor allem zu uns fiel ihr schwer und doch leicht – und zeigen deutlich die Besonderheit ihrer Persönlichkeit: Einerseits Mathematikern und leidenschaftliche Naturwissenschaftlerin mit hohem akademischem Anspruch an die Fachlichkeit, sich selbst und an ihre Schüler, jedoch gepaart mit einer Liebe und dem Bedürfnis, nicht nur Stoff zu vermitteln, sondern auch für diesen zu begeistern und den jungen Menschen Mut zu geben. Mut zum Lernen, Mut zum Leben, Mut, sich mehr zuzumuten als nur das Minimum.
Auch wenn sie ihren Schüler und Schülerinnen viel abverlangte und dort auch mit hohen Anforderungen an die Lernenden im Hinblick auf das Abitur an sie herantrat, hatte sie immer ein Herz für alle die, die ein schweres Schicksal mit sich herumschleppten. Anstatt an ihrer eigenen Vita zu zerbrechen, nutzte sie diese, um Schüler zu stärken, an sich zu glauben, sie auf ihrem Weg zu unterstützen.
Kurz nach ihrem Tod fiel mir ein Brief in die Hände, den sie für ihre Schüler*innen verfasst hatte, der klare und dezidierte Anweisungen enthielt, wie man seine Mathematikhausaufgaben erfolgreich anfertigen könne – Herzblut, praktische und methodische Hilfestellungen mit der Aufforderung zur Beharrlichkeit waren da zu lesen und so viele hat sie dadurch dazu gebracht, ihren Kopf im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Sand zu ziehen und weiter zu machen.
So viele haben bei Frau Bartels das Lernen gelernt!
Der verstaubte, in den Dornröschenschlaf versetzte Chemiesaal wurde durch sie und ihre Liebe zum Detail zu neuem Leben erweckt und im Tandem mit Frau Dr. Strauss entstand eine wohlsortierte Chemiesammlung, die uns endlich auf den aktuellen Stand brachte.
Auch hier hat sie sich beharrlich durchgesetzt; alles sollte einen angemessenen Standard erhalten – solide, ohne großen finanziellen Pomp.
Ich glaube, sie hat das Herz unserer Familie gespürt, das Herz unserer Tradition der geduldreichen Liebe und unsere Auffassung geteilt, dass das Leben ein Nehmen und ein Geben ist.
Gegeben hat sie uns allen viel, vor allem viel von ihrem eigenen Kampfesgeist, der sie so oft hat durchhalten lassen, auch mit den Schülerinnen und Schülern unserer Schule.
Die Kämpferin hat die Waffen gestreckt – aber im festen Glauben an ihren Gott, der sie nun aufgefangen hat und hält, unsere liebe Frau Bartels. Im September 2018 habe ich sie umarmt in der Hoffnung, sie bald wieder zu sehen. Dieser Wunsch hat sich leider nicht erfüllt.
Wir werden sie im Herzen halten und sicher nicht vergessen.