Das erste Burggespräch in diesem Schuljahr fand im November statt und stand unter dem Thema „Ehemalige Schüler berichten von ihren Lebenswegen und aus ihren Berufen“.
Dank fb, in der es eine Gruppe der Luciana – dem Ehemaligenverein unserer Schule – gibt, fanden sich schnell 7 Referenten, die am Abend des 6. Novembers zu uns in die Burg kamen, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben; Tipps für das Studium und Hilfe bei der Wahl des Berufes im Gepäck.
Dr. med. Wolfgang Klasmeier
Am weitesten angereist war diesmal Dr. med. Wolfgang Klasmeier (Schüler von 1969-1973), der um 17 Uhr seine Praxis für uns in Wuppertal schloss, um pünktlich um halb acht im Saal der Burg zu den Schülern zu sprechen.
Ausgesprochen humorvoll und anschaulich erzählte der Arzt von seinem Weg durch die Internatsjahre und die Studienzeit; er berichtete von der ZVS, der zentralen Vergabestelle für Studienplätze, die ihm keinen Studienplatz aufgrund seines nicht ausreichenden Notendurchschnitts vergab. Klasmeier prozessierte, um Medizin studieren zu können und war in Hannover und später in Berlin eingeschrieben.
Hier wohnte der Medizinstudent mit seinen Freunden aus der Internatszeit in einer berühmt-berüchtigten WG, der Autorin dieses Berichtes bestens bekannt. Er promovierte und leistete seinen Militärdienst als Truppenarzt in Verden an der Aller.
In seinem Heimatort Wuppertal eröffnete Dr. Klasmeier später keine Herrenboutique, sondern seine Praxis als Hausarzt, die er bis heute führt.
Die lebhafte Schilderung machte deutlich, dass der Mediziner kein ruhiges Arztleben führt. Mit Engagement und Interesse betreut er neben seiner Praxis viele Jugendliche, gibt ihnen Tipps und Hilfe im alltäglichen Leben und bei der Berufswahl. Zudem kümmert sich der Wuppertaler Arzt um bedürftige Mitmenschen.
Wolfgang Klasmeier beriet im Anschluss an den Vortrag die interessierten Schülerinnen und Schüler. Gut vorbereitet, mit konkreten Vorschläge, saß er in unserer Bibliothek und zeigte auch hier sein Engagement: Er bot Praktika in seiner Praxis an und gab hilfreiche Tipps. Klasmeier postet regelmäßig auf der fb-Schulseite wertvolle Anregungen für das Medizinstudium und wie alle! unsere Referenten bot er an, ihn zu weiteren Fragen kontaktieren zu können – sehr beeindruckend!
Dr. rer. pol. Christian Gasparic
Der nächste Referent des Abends war Dr. rer. pol. Christian Gasparic, der ursprünglich aus Kroatien stammt. Er verbrachte 6 Jahre seiner Schulzeit bei uns im Internat, besuchte in dieser Zeit unsere damalige Partnerschule in Giggleswick, England, und machte 1997 sein Abitur. Es folgte ein BWL – Studium an der EBS und je ein Auslandsjahr in Frankreich und in den USA. Christian Gasparic arbeitet seit 10 Jahren als Manger bei A.T. Kearney. Wichtig, so Dr.Gasparic, war seine Bereitschaft, Sprachen vor Ort zu lernen, um gerüstet zu sein für den internationalen Markt, aber auch, um im Land Menschen und Kultur kennen und schätzen zu lernen.
Oliver Reinheimer
Als Dritter im Bunde referierte Oliver Reinheimer, Freiberufler für Mediengestaltung und Design, der in den 80er Jahren im „Lucius“ seine gesamte Schulzeit von Klasse 5-13 absolvierte.
Das Theaterspielen an unserer Schule, so Reinheimer, prägte ihn und er spielte mit dem Gedanken, Schauspieler oder Pilot zu werden. Da er zeichnerisches Talent besaß, hospitierte er während der Ferien in einer Werbeagentur und trat nach dem Abitur zunächst dort ein. Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren Promotion, Fotografie, Creation und Plakate zeichnen. Seine Ausbildung mündete in den Beruf des Mediengestalters, den er in einer großen amerikanischen Agentur ausübte.
Hier kündigte er jedoch und verbrachte wichtige, inspirierende Monate in Afrika. Nachdem der Mediengestalter nach seiner Rückkehr in verschiedenen Werbeagenturen arbeitete, ist er nun seit dem Jahre 2008 als freelancer in der Werbung tätig.
Die Botschaft in der Schilderung dieses bewegten Lebens- und Berufsweges war klar: Wach bleiben für neue Wege und Mut zur Veränderung haben!
M.A. phil. Cyril Moog
Cyril Moog, M.A. der Philosophie, Autor, interkultureller Coach, Trainer und Webetexter, Abiturjahrgang 1990, fühlte schon früh die Berufung zum Schriftsteller. Hesses Wort: „Ich will Schriftsteller werden, sonst nichts“ war sein Leitspruch. Da der Autor und interkulturelle Trainer französische Wurzeln hat, lag es für ihn nahe, zunächst in Frankreich Philosophie zu studieren und später in Deutschland Anthropologie. Während dieser Zeit verlor er aber sein Ziel, ein Buch zu schreiben, niemals aus den Augen und er verfasste während seiner Studienjahre sein erstes Buch. Da er keinen Verleger fand, arbeitete Cyril Moog zunächst im Tourismusbereich und fand dann als Texter in der Werbung, unter anderem bei so renommierten Agenturen wie Saatchi & Saatchi, für mehrere Jahre seine Aufgabe. Aber auch bei dem Philosophen war dies nicht seine letzte Station: Seit 2001 arbeitet er mit großer Leidenschaft und Freude als Sprachtrainer für Deutsch und Französisch und setzte noch eine Ausbildung im interkulturellen Training hinzu. Diese Arbeit ermöglicht ihm nicht nur seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern gibt ihm genügend Raum, um an seinem zweiten Buch zu arbeiten. Sein erstes Buch ist inzwischen verlegt! Cyril Moogs farbenfroher Schilderung seiner Berufsstationen zu folgen, war äußerst amüsant und bestätigte, dass man seinen Visionen folgen sollte und manchmal auch Umwege gehen muss, um an sein Ziel zu gelangen.
Dipl. pol. Florian Matthies
Der Diplom-Politologe Florian Matthies bestand 1991 sein Abitur und ihm war seit der 10. Klasse klar: Ich will in die Werbung! Nach einem Auslandsjahr in den USA wollte er zunächst BWL studieren, scheiterte aber an seinen Mathekenntnissen. Dieses Geständnis ließ bei manch einem unserer Schüler ein Schmunzeln auf dem Gesicht erscheinen und brachte vielleicht auch Beruhigung so kurz vor dem Abitur, dass auch gestandene Geschäftsleute sich mal mit diesem Fach herumschlagen mussten.
Matthies studierte statt BWL Politik und arbeitete dann als Computer- Dienstleister bei Interactive Unit und wurde in diese Agentur übernommen. So gelangte er als Leiter des Dialog Marketing dann doch noch in die Werbung, nahm an internationalen Meetings teil und leitete selbst erfolgreich Seminare. Auch Matthies wechselte später die Firma und ist seit 2008 als Leiter für Dialog Marketing bei einem Ökostromanbieter beschäftigt.
Dipl. Kfm. Patrik Tobias
Auch Patrik Tobias, Abi-Jahrgang 1986, Diplom Kaufmann, Regional Sales Manager bei QUMU, und wie er sagt, Verkäufer mit Leib und Seele, verbrachte den Großteil seiner gymnasialen Schulzeit auf dem Forsthaus. Zwischendurch ging er für einige Zeit nach Kapstadt in eine Schule und kehrte zum Abitur mit guten Englischkenntnissen zurück. Als Berufswunsch war ihm klar, dass er etwas „im Vertrieb“ machen wollte und nach einer Beratung beim Arbeitsamt absolvierte Patrick Tobias eine Ausbildung zum Industriekaufmann. In zunächst kleinen Firmen lernte er den Umgang mit der EDV, studierte dann Elektrotechnik und, wieder in Afrika, arbeitete er als Verkäufer. Er fing in einem US- Software Unternehmen an und kam vom Vertrieb ins Marketing.
Seit Ende 2000 arbeitet der Kaufmann im Finanzbereich. Die Schilderungen seiner Ausbildungs- und Berufstationen waren ein leidenschaftliches, eloquentes Plädoyer für den Beruf des Verkäufers und uns allen wurde klar: Dieser Mann hat definitiv den richtigen Beruf gewählt und von Beginn an sein Ziel dorthin konsequent verfolgt. Unserer Schülerschaft gab er seine Leitsätze mit auf den Weg: Ehrlich sein; einen Mentor finden, von dem man dann auch etwas annehmen muss; Zuhören können; wendig sein.
Ass. iur., Dipl.-iur. Alexander Chatzigeorgiou
Als letzter Referent an diesem Abend kam der Rechtsanwalt und Wirtschaftsmediator Alexander Chatzigeorgiou – ein wenig zu kurz – zu Wort. Der Jurist kam in der 7. Klasse zu uns und blieb bis zu seinem Abitur l993.
Er studierte zunächst Tiermedizin, fand dann aber zum Studium der Rechtswissenschaften. Jura ist ein „Paukstudium“, so Chatzigeorgiou, bei dem Sitzfleisch oft wichtiger ist als die Kopfarbeit. 40 % der Studenten fallen aus dem Studium, 35% fallen beim Examen durch. Sein Urteil über juristisches Studium: Bist Du bereit zu lernen, lernen, lernen, so nimm das Studium in Angriff! Unsere Schüler schauten ob dieser Nachrichten ein wenig eingeschüchtert, aber dem Juristen war es wichtig, ein reales Bild des Studiums und des Berufes zu zeichnen.
Alexander Chatzigeorgiou studierte Handels- und Gesellschaftsrecht, Vertragsrecht und Mediation, eine alternative Methode zur Lösung von Konflikten, die zunehmend in Anspruch genommen wird.
Wie immer endete auch dieses Burggespräch mit einem regen Austausch der interessierten Schüler mit unseren Referenten. Von uns ein herzliches Dankeschön an unsere Ehemaligen für diesen bunten und spannenden Vortrag und an die Luciana, die uns an diesen Abenden so fabelhaft unterstützt!
Zu guter Letzt wollen wir Wolfgang Klasmeier mit seinen Grüßen zu Wort kommen lassen:
„Nach einem rasanten Ritt durch Regen und Dunkelheit endlich am flackernden Kaminfeuer, mit schweren Lidern und einem wohligen Lächeln um den flusig geredeten Mund.
Gestern trifft Morgen; aber das Verblüffende zwischen Prunksaal und Küchentisch war die Basisidee so unterschiedlicher Lebensentwürfe. War ein toller Trip, und hoffe, es hat den Kids weiterhelfen können, spätere Rückfragen jederzeit Willkommen! Jetzt Füße hoch und nen heißen Tee, beste Grüße in die Burg!”
VK
Dank der Aufzeichnungen von VL