Das Beste kommt zum Schluss – Gerlinde Landeck im Portrait
Das wohl deutlichste Anzeichen dafür, ob jemand seine Arbeit gerne macht und seine Arbeitsstelle liebt, ist das Maß an Wehmut, das aufkommt, wenn ein Arbeitsverhältnis endet. Bei dem diesem Text zugrundeliegenden Gespräch wurde sehr schnell deutlich, dass Frau Landeck ein gehöriges Maß an Wehmut verspürt, sie ihre Arbeit als Erzieherin an unserem Internat liebt(e) und es ihr wirklich schwerfällt, an ihren kurz bevorstehenden wohl verdienten Ruhestand zu denken. Auch die Tatsache, dass die Diplom-Pädagogin bereits zweieinhalb Jahre länger arbeitet, als sie es bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters gemusst hätte, zeugt von der gegenseitigen Wertschätzung von Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Im Sommer, wenn ihre Zeit am Internat Institut Lucius endet, hat Gerlinde Landeck zehn Jahre unsere Schul- und Internatsgemeinschaft bereichert. Die letzte Station ihres beruflichen Werdegangs wird ihr sicherlich als eine ihrer liebsten in Erinnerung bleiben. „Obwohl ich vor meinen ersten Besuchen hier skeptisch war – ich arbeitete zu dieser Zeit als Schulsozialarbeiterin in Langenselbold und war sehr zufrieden in meinem Job – hat es gleich bei meinem ersten Besuch hier „klick“ gemacht.“ Die Atmosphäre hat mir so gut gefallen, dass ich eine unbefristete Stelle gegen eine Schwangerschaftsvertretung hier eingetauscht habe.“ Die mutige Entscheidung musste die gebürtige Hanauerin glücklicherweise nie bereuen. „Gleich zu Beginn gab es eine intensive Phase mit innerbetrieblichen Umstrukturierungen, bei denen man sich einbringen und vieles mitgestalten konnte. Das hat mir sehr gut gefallen. Aber vor allem die Zeit mit „meinen“ Jugendlichen möchte ich nicht missen. Hier entsteht gleich ein ganz besonderer Kontakt zu den Schülerinnen, der geprägt ist von einem engen Austausch und großem Vertrauen.“
Viele ihrer ehemaligen „Zöglinge“ halten bis heute Kontakt und melden sich immer mal wieder über unterschiedliche Kanäle.
Besonders positiv in Erinnerung sind ihr auch die jährlichen Klassenfahrten: „Ich war gleich zu Beginn vor zehn Jahren mit Dale (Wood, Anmerkung der Redaktion) in den österreichischen Alpen und konnte so die Schülerinnen und Schüler schnell kennenlernen. In den Folgejahren waren wir auch häufiger zum Segeln auf dem Ijsselmeer. Das waren auch immer anstrengende, aber sehr schöne Fahrten.“
Eine erste Kostprobe der Zeit ihres Ruhestandes, auf die Frau Landeck gerne verzichtet hätte, bot nun das vergangene „Corona-Halbjahr“, welches den Kontakt zu „ihren“ Schülerinnen deutlich eingeschränkt hat. „Unter den Corona-Bedingungen macht die Arbeit schon weniger Spaß und es fehlt einfach irgendwie der direkte Kontakt zueinander. Man ist weniger Bezugsperson, sondern mehr Überwacher der Einhaltung der Corona-Regeln“ Für die Zeit nach ihrem Ausscheiden hat Frau Landeck bereits Pläne gefasst: „Ganz aufhören möchte ich nicht. Ich kann mir vorstellen in der Familienbetreuung zu arbeiten oder als Vorlese-Oma in der Grundschule.“
Dort wird sie sicherlich gerne an ihre Zeit an unserem Institut zurückdenken. Hier schätzte sie vor allem das familiäre Ambiente, den sehr intensiven Kontakt zu den Schülerinnen und vor allem auch das pädagogische Konzept. Auch die Arbeitszeiten kamen der Hanauer „Nachteule“ entgegen. „Ich bin eher ein Nachtmensch. Von daher passten die Zeiten hier sehr gut. Ich bin häufig gegen 24 Uhr nachhause gekommen, konnte auf der 40-minütigen Fahrt den Tag nochmal Revue passieren lassen und habe dann ganz normale Dinge wie kochen, waschen, lesen etc. getan, nur eben etwas später als es die meisten tun.“
Auch bei uns kommt am Ende dieser Zeilen Wehmut auf. Wir verlieren eine kompetente, engagierte und bei Anvertrauten, Kolleginnen und Kollegen sowie Schul- und Internatsleitung gleichermaßen beliebte Erzieherin. Liebe Frau Landeck, liebe Gerlinde, wir danken Dir für deine Zeit bei uns und wünschen Dir für deine Zukunft nur das Beste! Bleib´ gesund – wir freuen uns auf Deine Besuche hier!
Deine Schul- und Internatsgemeinschaft