Berufsorientierung im Krisenmodus
Von Lars Kewer
Als sich Anfang des Jahres die Berichte über ein neuartiges Virus in China verbreiteten, hätte vermutlich kaum jemand ahnen können, mit welcher Wucht die gesamte Welt von dieser neuartigen Krankheit ergriffen wird. In den kommenden Wochen überschlugen sich die Ereignisse: Krankheitsfälle in Europa, Italien und auch Deutschland, Grenzschließungen und leider auch die ersten Todesfälle.
Laut Wirtschaftswissenschaftlern stehen wir vor der heftigsten Wirtschaftskrise seit der „Great Depression“ von 1929. Prognosen der EU sagen uns in Deutschland einen wirtschaftlichen Einbruch von 6,3% des Bruttoinlandsproduktes voraus. Andere europäische Staaten trifft es vermutlich noch deutlich härter. Für viele bedeutet die Krise eine Gefahr für ihre Existenz oder sogar das Leben.
Bei der Vorbereitung der Praktika für die 9. Klasse und die Oberstufe war die Unsicherheit bereits Anfang des Jahres zu spüren – würden die Unternehmen ihre Zusagen zu den Praktika einhalten? Mit welchen Einschränkungen ist zu rechnen? Mit zunehmenden Infektionsfällen wurde gerade in medizinischen Berufen ein normaler Praktikumsverlauf immer unwahrscheinlicher.
Mit dem Lockdown waren alle Überlegungen hinfällig. Nicht nur das öffentliche Leben und der Schulbetrieb wurde gelähmt, auch in der Berufsorientierung ging nichts mehr. Die Betriebspaktika fielen aus, selbst Ausbildungen und Prüfungen wurden verschoben. Viele mühevoll konzipierten Maßnahmen konnten wegen der Coronapandemie nicht stattfinden. Die Republik im Ausnahmezustand.
Das Ende dieser Entwicklung ist noch nicht absehbar. An Universitäten wurde im Sommersemster online unterrichtet und auch im kommenden Wintersemester wird vermutlich kein Präsenzstudium stattfinden können. Durch die Hygienebestimmungen wurde auch an unserer Schule – wie überall in Deutschland – der Unterricht stark eingeschränkt.
Trotz des alltäglichen Krisenmodus bleibt die Berufsorientierung aber von essentieller Bedeutung, denn auch mit Corona werden sich unsere Abiturienten und Abgänger nach der Schule fragen, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollen. Oft sind die Zukunftspläne am Ende der Schulzeit noch nicht völlig klar und hier setzen wir mit unserem Konzept an, um Hilfen für eine Orientierung zu geben.
Ob Praktika, Hochschulinformations- oder unsere Karrieretage im kommenden Schuljahr wie normal stattfinden können, bleibt fraglich. Positiv ist allerdings, dass sich inzwischen viele Institutionen der beruflichen Orientierung neu online aufstellen, so dass wir auf diese Weise unseren Schülern helfen können. Berufsorientierungstests, wie der an unserer Schule durchgeführte GEVA-Test, oder klassische Berufsberatung, werden wir auch in Corona-Zeiten weiter anbieten. Durch die Nutzung neuer Online-Angebote können wir zwar die wichtigen Erfahrungen eines Betriebspraktikums nicht voll auffangen, nach einem Ende der Pandemie wird die Berufsorientierung aber vermutlich gestärkt aus der Krise hervorgehen.